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POLITiS Studienkreis

in memoriam

Armin Bernhard - Mitbegründer von POLITiS

1972-2023

Unser Mitgründer und früherer Mitarbeiter Armin Bernhard ist am 8. Jänner 2023 an einem plötzlichen Leiden verstorben. Armin war landesweit bekannt für sein Engagement im Jugend-, Kultur- und Sozialbereich. Neben seinem politischen und beruflichen Engagement (für die Bürgerliste Mitanond im Schludernser Gemeinderat) hat sich Armin in ganz Südtirol eingebracht und engagiert. Er war über viele Jahre in der Jugendarbeit tätig, war in das Obervinschger Kulturfestival XONG eingebunden, war Obmann der Bürgergenossenschaft Obervinschgau und leitete das „Netzwerk Gewaltprävention“. An der Universität Bozen, Fakultät für Bildungswissenschaft, hatte Armin Bernhard einen Lehrauftrag für allgemeine Pädagogik inne und war in jüngster Zeit mit der Koordination des PNRR-Projekts der Gemeinde Stilfs betraut. 2013 hat Armin unsere (damals) Sozialgenossenschaft POLITiS mitbegründet und einige Jahre aktiv mitgearbeitet. Als Brückenbauer und Vordenker hat Armin viele Spuren hinterlassen. Er wird uns immer als ein unermüdlicher Beweger und Inspirator, als Vordenker des ökosozialen Wandels vor Ort, als aktiver Begleiter in der politischen Bildung und als guter Freund in Erinnerung bleiben.

Thomas Benedikter


Tilman Zülch – Ein unbeirrbarer Kämpfer für Minderheitenrechte und großer Freund Südtirols

1939-2023

Gedenken an den Gründer der Gesellschaft für bedrohte Gesellschaft

Tilman Zülch, Gründer und fast zeitlebens Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist am 17. März 2023 in Göttingen verstorben. Zülch, 1939 in Deutsch-Liebau in Nordmähren geboren, kam im Krieg mit der Familie nach Danzig, von wo er im letzten Kriegsjahr vertrieben wurde. 1968 gründete Tilman Zülch zusammen mit Klaus Guercke die „Aktion Biafra-Hilfe“ gegen den Völkermord an den Igbo in Nigeria, aus der 1970 die GfbV hervorging. Hauptanliegen der GfbV ist seit jeher die Arbeit für verfolgte und diskriminierte ethnische und religiöse Gemeinschaften, für die Rechte ethnischer Minderheiten und indigener Völker weltweit. Die GfbV ist heute in 6 Ländern mit eigenen Sektionen vertreten, eine davon in Südtirol.

Die Völkermordverbrechen etwa in Tibet, Ostbengalen, Osttimor, Westpapua, an den Amazonas-Indianern, Jesiden, Kurden und assyrischen Christen, im Südsudan und die Kriege in Kroatien, Bosnien, Kosovo und Tschetschenien waren einige wichtige Schwerpunkte seiner Arbeit seit 1970. Tilman Zülch und die GfbV thematisierten den 35 Jahre lang tabuisierten Völkermord an den Sinti und Roma durch das NS-Regime und unterstützten die Bürgerrechtsbewegung dieser Volksgruppe europaweit. Seit 1991 engagierte sich Zülch besonders intensiv für die Opfer von Genozid, Krieg und Vertreibung in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und im Kosovo.

Die Devise der GfbV lautet bis heute „Auf keinem Auge blind“. Dementsprechend saß Zülch oft zwischen den Stühlen, erhielt Einreiseverbote von autoritären Staaten, Klagen von deutschen Unternehmen, die Giftgas ans irakische Regime von S. Hussein geliefert hatten. Für sein konsequentes Engagement ohne ideologische Scheuklappen hat Zülch immer wieder Kritik von ganz verschiedenen Richtungen einstecken müssen. Sein Engagement erhielt ein starkes internationales Echo. Tilman Zülch war ab 1970 auch Herausgeber von POGROM, einem breit anerkannten Magazin für verfolgte ethnische und religiöse Minderheiten, das 2020 in „Für Vielfalt“ umbenannt worden ist.

Tilman Zülch interessierte sich auch stark für die Südtiroler Geschichte im italienischen Faschismus und deutschen Nationalsozialismus, für das „Wunder“ der erkämpften Autonomie, für die Erfahrungen im Minderheitenschutz, die auch in die politische Arbeit der GfbV einfließen sollten. Er ermunterte seine Südtiroler Freunde, darunter Wolfgang Mayr, Mauro di Vieste und ich, zur Mitarbeit und stand 1992 Pate bei der Gründung der Südtiroler Sektion der GfbV (www.gfbv.it). Die GfbV-Südtirol betreibt seit 30 Jahren breit angelegte politische Menschenrechtsarbeit im Verbund mit der GfbV-International und wirkt vor allem in der italienischsprachigen Öffentlichkeit. Unzählige Male war Tilman Zülch zu Gast bei seinen Südtiroler Freunden und Freundinnen, trat bei Veranstaltungen zu aktuellen Menschenrechtsfragen auf, war geladen bei Politikern, befreundeten Organisationen und öffentlichen Institutionen in Südtirol. Tilman Zülch ist für sein Wirken gegen Völkermord und die Unterdrückung von Minderheiten vielfach ausgezeichnet worden. Wir verlieren mit Tilman Zülch einen unbeirrbaren Kämpfer für Menschen-, Bürger- und Minderheitenrechte, einen Freund, Ratgeber und Wegbegleiter.

Thomas Benedikter

Hier: Ein Nachruf von Wolfgang Mayr


ALFONS BENEDIKTER - EIN LEBEN FÜR SÜDTIROL

1918-2010

Alfons Benedikter gehörte zur Gründergeneration der SVP. Vielen Südtirolern ist er bekannt als die „rechte Hand von Silvius Magnago“. Als Mitglied des Landtags und der Landesregierung hat er mehr ein halbes Jahrhundert lang die politische Entwicklung in Südtirol mitgestaltet und sich auf allen Ebenen für die Autonomie und Selbstbestimmung der Südtiroler und Südtirolerinnen eingesetzt. In zähen Verhandlungen mit der italienischen Regierung konnte die Paket-Autonomie umgesetzt und die Rechte der Südtiroler Minderheit gesichert werden.
Neben diesem Einsatz war es Alfons Benedikter immer ein Anliegen, unsere Kulturlandschaft als Ausdruck der Südtiroler Identität zu erhalten. Er entwickelte innovative Raumordnungsgesetze, die streng angewandt wurden. Intensive Verbauung und Zersiedelung wurden gebremst, der sparsame Umgang mit Grund und Boden und die Schonung der Landschaft waren seine Devise. Er ermahnte seine Landsleute immer wieder, die Lebensgrundlagen verantwortungsvoll zu nutzen. Die Natur, die Schönheit unserer Landschaft und die kulturelle Eigenart sind unser größtes Kapital, denn „ohne Seele gibt es keine Heimat, in der man sich wohlfühlen kann. Heimat hat nicht nur einen Marktwert. Auch die künftigen Generationen brauchen für ihre Lebensqualität einen reichhaltigen, gesunden und selbstbestimmten Lebensraum“ (Peter Ortner in: Den Grundsätzen treu geblieben, 2011, S. 141).
Mehr über Alfons Benedikter im Buch:
Thomas Benedikter (Hrsg.), Den Grundsätzen treu geblieben. Alfons Benedikters Wirken für Südtirol im Spiegel der Erinnerung, Prokopp&Hechensteiner 2011 (auch über POLITiS erhältlich)